Arthralgie, Arthritis kontra Chronische Schmerzen

Die Diagnose Arthralgie bezeichnet die Schmerzhaftigkeit eines Gelenkes. Der Unterschied zwischen der Arthritis und der reinen Arthralgie besteht darin, dass bei einer Arthralgie keine klassischen Entzündungszeichen wie Schwellung und Rötung auftreten. Im Umkehreffekt treten Arthralgien jedoch bei fast jeder Form der Arthritis auf. Rheumatologisch werden Arthralgien in Schmerzkategorien eingeteilt. Die Bezeichnung dafür sind Anlaufschmerz für degenerativ bedingte Gelenkveränderungen, Nachtschmerz und Ruheschmerz, sowie Belastungsschmerz, welcher unter anderem bei traumatischen Läsionen eines Gelenkes auftreten kann.

Arthralgie, Arthritis kontra Chronische Schmerzen

Die Wege eine zutreffende Diagnose zu finden, wenn Muskeln und Gelenke schmerzen, sind frustrierend.

Arthralgien sind in der klinischen Praxis häufig und stellen ein kompliziertes differentialdiagnostisches Problem dar. Wichtig ist, dass degenerativ bedingte Arthralgien von entzündlich und rheumatisch bedingten Erkrankungen unterschieden werden. Wird zu Beginn der Behandlung ein Fehler gemacht, können in der Folge insbesondere verschiedene rheumatische Erkrankungen dauerhafte und irreversible Schädigungen der Gelenkstrukturen hinterlassen. Häufig sind Patienten im späteren Lebensabschnitt davon betroffen. Charakteristisch für das Krankheitsbild sind Anlaufschmerzen und bewegungsabhängige Schmerzen. Die Symptome Morgensteifigkeit treten ebenso auf, sind jedoch im Gegensatz zu rheumatisch bedingter Morgensteifigkeit milder ausgeprägt und lösen sich teils auf. Abklärungsbedürftige rheumatische/immunologische Erkrankungen mit Arthralgien als möglichem Symptom sind unter anderem:  Rheumatoide Arthritis –  Seronegative  -Spondylarthritis – Psoriasis-Arthritis  Morbus Bechterew. Treten zusätzlich auch Beschwerden an der Wirbelsäule auf, sind diese als nicht entzündliche Erkrankung – auch ähnliche Krankheitsbilder – mit in die Differenzialdiagnose einzubeziehen.

Auch Infektion können die Krankheit begünstigen, sowie Immundefekte, Diabetes mellitus, Mykobakterien, Pilze und anderes.

Nachgewiesen wurde auch, dass Arthralgien bei systematischen Erkrankungen auftreten können. Auch im Rahmen diverser viraler und bakterieller Infektionen kann es während oder nach der Infektionskrankheit zu Gelenkbeschwerden kommen. Bezeichnend dafür Yersinien, Chlamydien, Gonokokken, Parvovirus B19 und Coxsackie-Viren, um hier nur einige Erreger zu benennen. Die Erreger können aber nicht selbst im Gelenk nachgewiesen werden, weil es sich um immunologisch vermittelte Phänomene handelt. Bei weiten beeindruckend und sehr interessant sind auch neueste Studien, die auf gewisse chemische Substanzen, die auch in Blutdrucksenkern, Beta-Blockern und Diuretika zu finden sind verweisen, welche als gemeinsam wirkende Komponenten zu ausgeprägten Muskel und Gelenkbeschwerden führen können. Teils wurde dies bisher nur bestätigt, wenn die medikamentöse Behandlung einen längeren Zeitraum umfasst. Sämtliche dieser Medikamente lösen Gelenkbeschwerden aus, auf die in den gedruckten Beipackzettel obligatorisch hingewiesen wird. Erwähnt wird, dass es zu Muskel und Gelenkschmerzen kommen kann, dass diese aber im weiteren Verlauf chronische Aussmasse annehmen könnten, wird nicht beschrieben. Tendenziell erklären neue Studien, dass die bei Patienten auftretenden Muskel und Gelenkschmerzen eben nicht nach dem Absetzen der Medikamente verschwinden, sondern bleibende Schäden hinterlassen, sich chronifizieren.

Andere Studien führen sich entwickelnde Muskel- und Gelenkschmerzen daraufhin zurück, dass gewisse Substanzen in den Tabletten die Zellstruktur verändern, sodass die betroffenen Muskeln und Gelenke ein Leben lang schmerzen und sich bei falscher, respektive nicht angepasster Therapie, dass objektive Schmerzempfinden deutlich verschlimmert. Ferner spricht man auch von möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, welche als Auslöser für Muskel und Gelenkschmerzen verantwortlich sein könnten. Veränderungen an den Gelenkkapseln sind demnach durchaus möglich. Gelenkkapseln bestehen aus einer äusseren Schicht (Membrana fibrosa) und aus straffem, kollagenem Bindegewebe und einer inneren Schicht (Membrana synovialis) Gelenkinnenhaut. Die Gelenkkapsel ist ein rundherum abgeschlossener Hohlraum. Die Gelenkhöhle ist mir einer viskösen Flüssigkeit (Synovia) gefüllt.  Nach Studien können durch Einnahme chemischer Substanzen beide Komponenten angegriffen werden, was zu einer Zellveränderung führen könnte, die in den betroffenen Muskeln und Gelenken akuten Schmerz auslöst.  Betroffen sind neben den Gelenken (Sprunggelenke, Schultergelenk, Hüftgelenk, Kniegelenke u.a.) auch die Hilfsstrukturen der Gelenke (Bänder, Schleimbeutel, Gelenktaschen, Gelenkzwischenscheiben)

Auch sogenannte unechte Gelenke (Synarthosen, knorpelige oder bindegewebige Knochenverbindungen), die keinen Spalt haben) können in ihrer Beweglichkeit stark eingeschränkt werden. Gelenke sind sämtlich hohen biomechanischen Belastungen ausgesetzt. Ohne Gelenke wären wir starr, steif, unbeweglich und sicher nicht ein Teil der intelligenten Evolutionsgeschichte.  Der Erhalt einer normalen Muskel- und Gelenkfunktion auch im fortgeschrittenen Altern ist sekundär überlebenswichtig. Medizinisch beurteilt können sekundäre traumatische und  nicht traumatische Muskel und Gelenkbeschwerden (Arthralgien) in Ruhe oder bei Belastung sowie durch Gelenkschwellungen, die nicht immer auftreten müssen, nachgewiesen werden. Ein völlig einfacher und nebenwirkungsfreier Weg ist zum Beispiel sich hinzulegen und die betreffenden Gelenke zu schonen, bis die Schwellungen abgeklungen sind. Kühlung mit Heilschlamm sind ebenso günstig anzuwenden.

 

Chronische Schmerzen

Die Medizin versteht unter dem chronischen Schmerzsyndrom ein Schmerzleiden, das länger als sechs Monate anhält. Es wird der akute und der chronische Schmerz abgegrenzt. Ein Beispiel für akuten Schmerz wäre, wenn man sich verletzt hat und der Schmerz nur vorübergehend von Bedeutung ist. Der chronische Schmerz wird nicht direkt auf ein Schmerzereignis zurückgeführt. Er zeigt keine Warn-  oder Schutzfunktion. Chronische Schmerzen können aus einem akuten Schmerz hervorgehen, wenn der Schmerz nicht sorgfältig behandelt wurde. Man spricht dann davon, dass der Schmerz keine direkte Funktion hat und somit das chronische Schmerzsyndrom als eigenständiges Krankheitsbild angesehen wird. Auch spielt die psychische Komponente eine wichtige Rolle. Der chronische Schmerz kann auch die Folge eines psychischen Leidens sein. Die Therapie von chronischen Schmerzen ist schwierig. Diskutiert werden vier verschiedene Arten von Schmerzen, die jede für sich zu einem chronischen Schmerzsyndrom führen können. Eine Ursache für chronische Schmerzen ist der psychogene Schmerz, welcher nicht auf eine körperliche Verletzung zurückzuführen ist, sondern auf eine Schädigung der Psyche.

Psychische Erkrankungen Wahn-,   Angstvorstellung und Depression können zu Schmerzen führen.

Der neuropathische Schmerz findet seine Ursache in einer Verletzung des/der Nerven. Nerven steuern im menschlichen Körper Sinnes- und Schmerzwahrnehmung. Beschädigte Nerven führen zu einem permanenten, starken Schmerzerlebnis. Ursachen können sein: Diabetes, Virusinfektionen, Herpes Zoster. Wenn Schmerzen über einen längeren Zeitraum auftreten, dann führt dies zur Überreizung der Nerven, dies zur Entwicklung eines medizinisch benannten Schmerzgedächtnisses. Das ist die Basis für die Entstehung eines chronischen Schmerzsyndroms. Eine weitere Schmerzform ist der myofaszielle Schmerz. Er wird in Verbindung mit der Muskulatur gesehen und kann bei rheumatischen Erkrankungen auftreten. Wird das Schmerzereignis falsch behandelt, kann es zum chronischen Schmerzsyndrom auswachsen. Ein chronisches Schmerzsyndrom kann auch dadurch entstehen, wenn der Patient die Schmerzen ignoriert und zu spät eine Diagnose sucht.

Viele möglichen Wege die zur Entstehung vom chronischen Schmerzsyndrom beitragen, sind deshalb für den einen oder anderen Patienten nicht relevant. Beispielsweise, wenn der Patient keine Vorteile durch eine Krankschreibung, die manche Betroffene als Belohnung für den Schmerz empfinden könnten, eruieren kann. Oft merken Patienten auch, dass sie aus eigener Kraft nichts mehr gegen den Schmerz tun können. Es entwickelt sich eine ausweglose Situation. Ist die psychische Einstellung negativ wird die Entstehung eines chronischen Schmerzsyndroms begünstigt. Im fachmedizinischen Bereich spricht man davon, dass der Körper ein sogenanntes Schmerzgedächtnis entwickelt, welches verantwortlich für die Chronifizierung von Schmerzen ist. Ferner kann auch das ständige Einnehmen einer Schonhaltung dazu führen, dass sich ein chronisches Schmerzsyndrom entwickelt. Schmerzen erhöhen den Blutdruck. Hypertonie kann also auch mit Schmerzen in Verbindung gebracht werden. Umso weniger Schmerzen, umso niedriger kann der Blutdruck sein. Bereits nachgewiesen wurde, dass eine psychische Beteiligung bei der Chronifizierung von Schmerzen eine bestimmende Rolle auf die Intensivität des Krankheitsverlaufs hat. Diskutiert wird häufig, ob erst die psychische Erkrankung kam und später die körperliche oder umgekehrt. Allerdings kann das chronische Schmerzsyndrom auch zu verschiedenen Ausprägungen an Behinderungen führen. Davon geht man immer dann aus, wenn die Grunderkrankung schwer war. Mittlerweile hat sich die Klassifikation nach Gebershagen, welche die Chronifizierung von Schmerzen genauer kategorisiert, bewährt. Es beinhaltet eine Einteilung von fünf verschiedenen Achsen, welche jeweils in drei Stadien unterteilt werden. Stadium eins steht für die beste Prognose und Stadium drei wird an eine schwerste Schmerzerkrankung vergeben. In der ersten Einteilung wird der zeitliche Verlauf der Schmerzzustände katalogisiert. Treten Schmerzen immer auf oder sind sie nur vorübergehend? Ändert sich die Intensivität der Schmerzen? Wenn der Schmerz nur zeitweise und schwach auftritt, wird dies als Stadium eins bezeichnet. Bei starkem Dauerschmerz spricht man von Stadium drei. Die zweite Achse gehört der Lokalisation der Schmerzen. Kann der Schmerz eindeutig einer Körperregion zugeordnet werden befindet er sich im Stadium eins. Bei diffusen, nicht speziell lokalisierten Schmerzen am ganzen Körper wird der Patient mit Stadium drei bezeichnet. Die dritte Achse befasst sich mit dem Einnahmeverhalten von Schmerzmedikamenten.

Bei einer besonders starken Schmerzmedikation über einen langen Zeitraum spricht man von Stadium drei. Bei einer eher geringen Dosierung entspricht dies Stadium eins. Die vierte Achse beschreibt die Situation des Patienten. Beansprucht er oft medizinische Hilfe? Genau wird dabei darauf geachtet, ob er regelmässig bei Bedarf zu einem Hausarzt geht. Ist letzteres der Fall spricht man von Stadium drei. Andernfalls von Stadium eins, sofern der Patient nur sporadisch Arztbesuche absolviert.  Die fünfte Achse befasst sich mit dem sozialen Umfeld des Patienten. Wenn das Patientenprofil eine Stabilität oder nur marginal von Problemen belastet ist spricht man von Stadium eins. Ist die soziale Struktur auseinandergebrochen und steht der Patient nicht mehr im Berufsleben, isoliert sich von der Gesellschaft oder wird von der Gesellschaft isoliert spricht man von Stadium drei. Die Zusammenfassung der Einteilung der Chronifizierung von Schmerzen nach Gebershagen ist ein bedeutendes Klassifikationssystem. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die Grenzen zwischen den Stadien genau angeschaut werden, weil sie oft fliessend sind und somit eine Einteilung nicht immer genau vorgenommen werden kann. Sehr interessant und unbedingt erwähnenswert ist auch, dass zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall zu chronischem Schmerz führen kann. Sogar wenn er erfolgreich behandelt wurde.

Unter der Diagnose Stenose versteht man im allgemeinen eine Verengung. Der Raum in der Wirbelsäule und im Rückenmark kann bei einer Spinalkanalstenose verengt werden. Das Rückenmark ist ein Faserbündel aus Nerven, dass durch eine Kompression mit starken Schmerzen reagieren kann. Die Entstehung dieser Krankheit begünstigt am häufigsten einen Bandscheibenvorfall. Der Kern der Bandscheibe drückt auf das Rückenmark und verursacht Schmerzen. Solange diese Symptome nicht neurologisch sind, wird von Gefühlsstörungen am Rücken, den Beinen und dem Gesäss gesprochen. Behandlungsmöglichkeiten sind Schmerzmedikation und Physiotherapie. Interessant ist die Feststellung, dass wenn der Schmerz nicht adäquat behandelt wird, er sich chronifiziert. D.h. nichts anderes, dass auch nach einer erfolgreichen Behebung der Krankheit, die Schmerzen trotzdem weiterhin ein Leben lang bestehen bleiben können und dies zur Invalidität führt. Schmerzen die ein Leben lang bestehen, insbesondere chronische Schmerzen, führen sehr häufig zur geistigen Erschöpfung und Depression, die sogar bis hin zur Suizidgefahr reichen können. Komplexe chronische Schmerzen, auch wenn sie erfolgreich behandelt werden, führen in die in die Invalidität. Sich immer wieder neu zu repetieren, ist eine zusätzliche psychische Belastung, welche im Grenzbereich liegt und leidensadaptierten Patienten eher schadet.

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